FVS ROS 309”Bernhard Kellermann”
Erlebnisse 12
Rückblick Bernd Leverenz Rückblick Bernd Leverenz
Lehrzeit von Michael Meffert
1. Lehrjahr - Weitere Erinnerungen an die " Eisleben " " Sanyo Maru " Wir fischten , meiner Erinnerung nach, an der grönländischen Westküste. Eines Tages tauchte am Fangplatz ein sehr großes japanisches Fang- und Verarbeitungsschiff namens " Sanyo Maru " auf. Es war,glaube ich, ein ca. 10000 Tonner. Natürlich wurde er von allen anderen Fangschiffen beobachtet. Wir haben ihm mal beim Aussetzen zugesehen. Es war ein Riesengeschirr, welches da ins Wasser ging. Nachdem er eine Weile seinen Strich geschleppt hatte, bekamen wir mit, dass er einen Hacker hatte. Viel Geschirr kam aber oben nicht mehr an. Ein oder zwei Tage später setzten wir in der Gegend aus und hatten nacheiniger Zeit auch einen Hacker. Nach einer Weile bekamen wir das Geschirr frei und hievten. Zu unserer Überraschung zogen wir nicht nur unser Fanggeschirr, sondern auch einen riesigen Klumpen, bestehend aus Netz, Scherbretter und Kurrleine nach oben. Es dauerte einige Stunden bis wir das ganze Zeug an Deck hatten. Es war das Fanggeschirr des Japaner. Auf dem Fangdeck gab es kein bisschen Platz mehr. Da dieser Hol sowieso einer der letzten der Fangreisewar, erhielten wir die Order, sofort auf Heimreise zu gehen. Das japanische Fanggeschirr wurde in Rostock entladen und von Experten sehr ausführlich analysiert. Zahnarzt Wir waren Zubringertrawler für die " Martin Andersen Nexö " . Auf der Nexöbefand sich auch eine Zahnarztstation. Eines Tages kam per Schlauchboot der Zahnarzt zur Inspektion, um sich die Zähne der Besatzung zu beschauen. Natürlich bin ich einer der " Glücklichen " gewesen, die für eine Zahnsanierung ausgesiebt worden sind. Mein Verhältnis zu Zahnärzten war, vorsichtigausgedrückt, nicht besonders gut. Als ich dann auf dem Folterstuhl saß undsich der Bohrer in meinem weit aufgerissenen Mund mitten im Zahn befand, klatschte ein Brecher an die Nexö und der Herr Doktor konnte mit seiner Hand den ganzen Vorgang, zu meinem Nachteil, nicht abfedern. Das war ein böses Autsch. Im Nachhinein muß ich aber sagen - diese Plombe hat,im Gegensatz zu einigen späteren, ca. 50 Jahre gehalten. Noch einige Erinnerungssplitter an die Eisleben Wie bereits gesagt waren wir Zubringertrawler für die " Martin Andersen Nexö ". Wir fischten also für das Fabrikschiff. Das geschah folgendermaßen. Auf dem Fangdeck wurde mit Spundwänden ein Teil abgetrennt, damit der gefangene Fisch durch die Bewegungen des Schiffes nicht verrutschte. Es passten dann mehrere Hole in den abgetrennten Bereich. Zur Übergabe an die Nexö wurde außenbords ein Übergabesteert vor eine Luke befestigt und der Fisch mit Wasserdruck in den Steert gespült. Die Nexö fischte dann den Steert auf. Ich erinnere mich, daß bei einem Hol unwahrscheinlich viele Catfische dabei waren. Wir hatten dann wieder ausgesetzt und waren an Deck mit Netzarbeiten beschäftigt, als der Netzmacher durch eine dumme Bewegung in die Fische fiel und wie der Blitz wieder raussprang. Es war ein lustiger Anblick, denn in sein Ölhemd hatten sich einige Catfische verbissen. Im Jahr 1965 gab es in Rostock ein Ereignis, welches für die Stadt nicht lustig war. In der Brauerei gab es einen Großbrand. Unsere Schiffe wurden von dieser Brauerei mit Bier beliefert. Die Biermarke hieß, glaube ich, HB Export. Es handelte sich um ein pasteurisiertes Pilsener, welches die in der DDR nicht übliche Eigenschaft besaß, nach drei Tagen schon lumig zuwerden. Für uns wurde das Kürzel HB ( Hafenbräu)übersetzt mit : Hafenbrühe. Auf jeden Fall wurde unser Dampfer für die Reise mit Holstenbier ausgerüstet. Wir haben sehr bedauert, das es in der Brauerei nicht öfter zu einem Brand kam. Noch ein paar Bemerkungen zu Arbeitszeiten. Für mich die angenehmste Arbeitszeit gab es auf dem Seitentrawler. Da waren es 12 Stunden Schichten. In den 12 Stunden Freiwache war genügend Zeit zur Regeneration. Auf dem Logger existierte keine feste Arbeitszeit. Frei war nur während des Schleppens oder wenn zu einem anderen Fangplatz gewechselt wurde. Daran hatte man sich aber auch schnell gewöhnt. Der Rhythmus auf dem Fang-und Verarbeitungsschiff, nämlich 6 Stunden Arbeit, 6 Stunden frei, schlauchte auf Dauer am meisten. 1. Lehrjahr - ROS 121"Aktivist" und ROS 113 "Nationale Front" Nachdem ich ein halbes Jahr auf der Eisleben gefahren bin, sollte meineAusbildung weiterhin auf Loggern erfolgen. Nach einer Einweisung meldete ich mich, zusammen mit einem zweiten Lehrling,auf der Aktivist. Die erste Reise ging in die Nordsee zum Fanggebiet Doggerbank. Die Arbeitsbedingungen auf dem Logger waren ganz anders als auf der Eisleben. Dort ging man Zwölfstundenschichten, was ich in Ordnung fand. Auf dem Logger wurde gearbeitet, solange man im Fisch stand und das war zu dieser Zeit mehr als reichlich. Hol's von 500 und mehr Körben nach ca. einer Stunde sind nicht selten gewesen. Es kam zu einem, für mich einschneidenden Ereignis. Bei der Einweisung hatte man uns darauf hingewiesen, daß wir als Lehrlinge eigentlich nur tagsüber arbeiten dürfen. Also gingen mein Mitlehrling und ich am späten Nachmittagauf die Brücke, wir waren auch schon ganz schön fertig und sagten dem Kapitän, was man uns bei der Einweisung erklärt hat. Der knurrte : Dann müßt ihr eben unter Deck gehen ; und drehte uns denRücken zu. Wir gingen einigermaßen bedeppert nach unten. Es fühlte sich so an, als ob wir die Leute an Deck in Stich gelassen haben. Vom nächsten Tag an habe ich ohne Worte bei der Arbeit wie alle Anderen mitgezogen und Extrawürste seitdem nie mehr beansprucht. Das war mir eine Lehre. Insgesamt war die Lehrzeit auf dem Logger sehr interessant. Zwar mußte man sich erst mal an die schwere Arbeit gewöhnen, das aber ging von Tag zu Tag besser. Je mehr die Abläufe begriffen wurden, um so leichter wurde Alles. Zur damaligen Zeit wurden häufig ausländische Häfen angelaufen, meistens norwegische. Das passierte, wenn zum Beispiel zuviel Sturm war oder es mußte Eis gebunkert werden. Manchmal ging auch etwas kaputt, was mit bordeigenen Mitteln nicht repariert werden konnte. Mein erster Hafen war Egersund. Ich hatte Brückendienst und stand am Ruder. Es ist beeindruckend gewesen, wie schön die Fahrt durch den langen Fjord bis zum Egersunder Hafen war. So eine Architektur von einer Hafenstadt hatte ich bisher noch nicht gesehen. Fast alles kleinere Häuser, welche schön angestrichen waren. Tagsüber verrichteten wir Reparaturarbeiten wie aufräumen oder Fanggeschirr in Ordnung bringen. Ich erinnere mich, wie dabei aus dem Bordlautsprecher gute, moderne Musik ertönte. Es kam auch eine Gruppe norwegischer Jugendlichen vorbei, welche von unserer Musik angetan waren. Diese äußerten sich, daß in einem Jugendclub am Abend eine Band spielt und wer Interesse hat, könne vorbeikommen. Ein paar von uns nutzten dieses Angebot. Es wurde wirklich ein schöner Abend. Dabei lernten wir auch einen Tanz kennen, der erst viel später in der DDR aufkam; nämlichder Letkiss. Neben anderen liefen wir auch mal den Doppelhafen Mandal, Kleveveien an. Da gab es für mich hintenraus so richtig Ärger. Nach der Arbeit bin ich mit dem anderen Lehrling noch in den Ort gegangen.Wir schauten uns die Gegend an, sind auch am Kai entlang spaziert und kamen zu einem dort liegenden schwedischen Fischkutter. Mit den Leuten sind wir ins Gespräch gekommen; die konnten ganz gut deutsch. Wir wurden an Bord eingeladen, bewirtet mit , für uns komisch schmeckende Lebensmittel. Sie hatten beispielsweise süßes Dunkelbrot, salzige Butter und eine Bratwurst, die auch süß schmeckte. Es war sehr ungewöhnlich. Ich erinnere mich, daß wir gefragt wurden, ob wir mit nach Schweden wollten, Arbeit gibt es da genug. Das gefiel uns gar nicht, außerdem war es langsam Zeit, auf unseren Dampfer zurückzukehren. Wir verabschiedeten uns. Die Leute gaben jeden von uns beiden ein paar Hefte - Inhalt, nackte Fauen! Für die heutige Zeit einfach nur normale Aktfotos. Damals war das böse, ganz böse Schundliteratur. Na ja, wir nahmen das Zeug mit an Bord und wem wir die Hefte zum Angucken ausliehen, der warnte uns eindringlich, sich nicht mit dem Zeug erwischen zu lassen. Kurz vor dem Einlaufen in Marienehe haben wir deshalb die Zeitschriften versteckt und zu diesem Zweck die Backskisten unter unseren Kojen ganz herausgezogen, Hefte rein, Backskiste wieder einschieben. Beim Einlaufen wurde uns schon ganz komisch zumute, denn der Zoll stand in dunklen Overalls an unserer Anlegestelle. Das heißt - Schiff wird gefilzt. Natürlich fanden die diese " Schundliteratur "! Da hatten wir so richtig Ärger. Nun ja, hintenraus gelobten wir, so etwas nie, nie wieder zu tun und kamen mit einem Verweis davon. Ein Erlebnis,welches nicht so prickelnd daherkam war ein komischer Hol. Wirwaren beim Netz einholen und als dann der Steert über uns schwebte und die Blicke erwartungsvoll nach oben gingen,erlebten wir eine große Überraschung. Der Steert war nicht nur mit Fisch, sondern auch mit einer erheblichen Menge Feuerquallen gefüllt. Dieses Zeug ist den meisten von uns in die Augen getropft und sorgte dafür, daß diejenigen, die etwas abbekommen haben, für eine ganze Weile kampfunfähig waren. Wir hatten einen Kapitän, dessen Namen mir leider entfallen ist und der mit einer komischen Marotte behaftet war. Er hörte unheimlich gern den Song, "Kriminaltango". Ich habe selbst erlebt das, als er auf seinem Brückenplatz saß, dieses Lied über den Bordfunk gespielt wurde. Der Alte schnappte sich eine Leuchtpistole und wartete. Es gibt in dem Lied eine Stelle in der es heißt " und in die Stille, da fiel ein Schuss". Beim Wort Schuss jagte der Kapitän eine Signalpatrone in die Luft. Man konnte nach einer Weile garantiert irgend einen anderen Kapitän über UKW sagen hören - na, wieder Kriminaltango gehört? Es war also allseitig bekannt! Es existierte eine Sache auf Loggern, die besonders für uns Lehrlinge prima war.Beim Einlaufen wurde damals die Heuer an Bord ausgezahlt. Wir Lehrlinge mußten uns mit unserem Lehrlingsgeld begnügen. Der Betrag war im 4. Lehrhalbjahr 180,00 Mpro Monat. Je nachdem, wie wir uns bei der Arbeit bewegt haben, steckten die Matrosen uns den einen oder anderen Schein zu. Dieses "Zubrot" war eine feine Sache und spornte uns bei unseren Aktivitäten spürbar an. Noch ein Erlebnis. Loggerreisen dauerten damals so um die 2 - 3 Wochen. Die Liegezeiten zwischen zwei Reisen waren also kurz. So kurz, daß es sich nicht lohnte, zum Heimatort zu reisen. Wir hatten die Möglichkeit im Lehrlings-Wohnheim zu übernachten. Im Erdgeschoss waren dafür Zimmer vorgesehen. Ich erinnere mich, als sehr viele von uns, also zweites Lehrjahr, im Heim anwesend waren, ein Fußballspiel mit den " Neulingen" verabredet wurde. Mit breit geschwellter Brust stellte wir eine Mannschaft auf. Wir waren der festen Überzeugung, daß wir die Pimpfe aber sowas von in die Pfanne hauen werden. Wir waren ja kräftige Seeleute! Was wir nicht bedacht haben; unser körperlicher Status ist prima gewesen, nur konnten wir leider nicht die Kilometer schrubben, die nötig gewesen wären, ein ordentliches Fußballspiel zu überstehen. Zusammengefasst : das zweite Lehrjahr hat jämmerlich den Arsch vollgekriegt! Solch Angebote wurden meines Wissens nicht mehr gemacht. ROS 103 " Friedrich Engels " Im Sommer 1965 beendete ich meine Lehre auf ROS 113 " Nationale Front "und habe meinen Facharbeiterbrief bekommen. Der Titel lautete - Vollmatroseder großen Hochseefischerei ( es gab auch die kleine Hochseefischerei und das war Sassnitz). September 1965 heuerte ich auf der Engels an. Gleich die erste Reise brachteetwas Interessantes für mich - pelagische Fischerei. Pelagische Fischerei ist Fischfang im freien Wasser, wo man nach Fischschwärmen auf der Jagd ist, die sich nicht in Grundnähe befinden. Man fischt zu zweit. Der andere Loggernennt sich Tuckpartner. Es geht folgendermaßen vor sich. Der Tuckpartner kommt auf gleiche Höhe, dann wird von uns ein dünnes Seil auf das andere Schiff geschossen ,welches von dort eingeholt wird. An diese Leine werden immerdickere Tampen von drüben eingeholt bis dann unsere Kurrleine angekommenist. Scheerbretter werden für diese Art Fischerei nicht benötigt. Als Scherbretterdienen die beiden Logger. Unsere Kurrleine wird nun an der Winde des anderen Schiffes befestigt, beide Logger nehmen gleichmäßig und parallel Fahrt auf, während wir das Fanggeschirr aussetzen. In welcher Tiefe geschleppt wird, regeln Schiffgeschwindigkeit und Länge der Kurrleine. Auf der Brücke ist an der Fischlupe zu sehen, in welcher Tiefe die Schwärme ziehen und entsprechend manöveriert.Beim nächsten Hol ist es genau umgekehrt. Auf der Engels erlebte ich noch eine andere Art der Loggerfischerei. Da die Fangreisen relativ kurz waren, wurde vom Kombinat überlegt, wie man die Effektivität der Einsätze steigern und die Schiffe länger auf dem Fangplatz halten kann. Die Antwort war " Übergabefischerei " . Das funktionierte bei Heringsfischerei so. Der Logger wurde in Rostock bis zum Stehkragen mit Heringsfässern ausgerüstet. Am Fangplatz begann dann eine ziemliche Schinderei. Aussetzen, Fischverarbeitung vorbereiten, d.h. genügend Fässer und Salz bereitstellen, hieven, Fisch an Deck bringen, wieder aussetzen. Dann die Sput ( eine Rutsche aus Holz ) aufbauen und los ging es. Ein bis zwei Leute schaufelten den Hering mit einer Art Kescher,der wie ne Schaufel aussah auf die Sput. Dort schob man die Fische Richtung Sputende. Dabei wurde noch der Beifang und unterwüchsige Heringe aussortiert. Am Ende der Holzrutsche vermengte man die Heringe mit Salz und schob sie in bereistehende Fässer. Diese wurden dann mit Deckel verschlossen und in den Laderaum befördert. Dann war Pause bis zum nächsten Hieven. Wenn abzusehen war, daß sich der Laderaum füllte, erfolgte die Meldung nach Rostock. Dort wurde dann ein KÜMO ( Küstenmotorschiff ) bestellt, welches zu uns auf den Fangplatz eilte. Wenn sich das Schiff in unserer Nähe aufhielt, ging es rund. Aus den Laderäumen wurden sämtliche Heringsfässer an Deck gehievt und in bis zu drei Lagen übereinandergestapelt. Das ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit gewesen. Das KÜMO kam nun längsseits , holte mit seinem Ladegeschirr die Fässer rüber, versorgte uns mit einer neuen Schirre von Leerfässern und machte sich wieder auf den Weg nach Rostock. Für uns begann , wie gehabt, die Fischerei erneut.Das Ganze wurde drei, vier Mal wiederholt, bis wir zurück nach Rostock durften. Ich muß sagen; das hat ganz schön geschlaucht. Noch eine Erinnerung, die mir im Gedächtnis geblieben ist. Wir fischten imSkagerak, als es so mächtig aufbrieste, daß wir in der Bucht vor Skagen Schutz suchten. Dort war es einigermaßen ruhig . In der Nähe eines polnischen Fischereischiffes wurde geankert. Da am nächsten Morgen noch kein Ende des Sturmes abzusehen war und schon am Vortag die meisten anstehenden Arbeiten erledigt worden sind, fuhren ein paar von uns zu einem Besuch auf den Polen. Dort sind wir freundlich empfangen worden und haben mit den polnischen Fischern ein bischen gefachsimpelt, soweit es ging. Die Kollegen waren auch auf Hering in Fässern aus.Uns ist aufgefallen, daß sie die Fässer füllten, so wie der Fisch aus dem Netz kam, also kleine und große Heringe, Beifang usw. ungetrennt zusammen. Wir machten deutlich, bei uns kommen nur etwa gleichgroße Fische in die Fässer. Dann erfuhren wir - normalerweise ist das auf polnischen Schiffen genau so, aber dieser Dampfer fischt im Auftrag der Staatlichen Gefängnisverwaltung und da ist egal wie groß die Heringe sind. Freie Tage in Rostock Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, lohnte es sich oft nicht zwischen den Reisen nach Hause zu fahren. Besonders wenn man noch ledig, jung und unternehmungslustig war. Da gab es viele Möglichkeiten, sich zu zerstreuen. Kino, Zoo, bei Gelegenheit ein Fußballspiel gucken oder Ähnliches.Häufig zogen wir aber um die Häuser und machten die Kneipen unsicher. Als Fischer hatte man in der Stadt nicht immer den besten Ruf. Dazu ist es interessant zu wissen, daß es auf den Fangreisen pro Woche fünf FlaschenBier gab ( aber auch nur so lange, wie der Vorrat reichte ) . Das heißt, viel vertragen hat der Junge nicht. Bei drei, vier Bier war man manchmal schonganz schön lustig und es kam vor ,daß es Leute gab, die mit Finger auf uns zeigten und der Meinung waren, die Hochseefischer saufen ganz schön. Das waren aber dieselben Leute , die sich täglich das eine oder andere Feierabendbier in die Rübe kippen konnten. Na ja, sollen sie. Jetzt will ich mal einige Orte aufarbeiten , an die mich gern zurückerinnere. Mit dem schmalen Geldbeutel eines Lehrlings trieben wir uns am häufigsten in Jugendclubs rum. Manchmal suchte man auch einfache Kneipen auf wie z.B.das schmale Handtuch in der Kröpeliner Straße, den Immendieck in Reutershagen. Dann gab es da noch eine Kneipe am Doberaner Platz, die des öfteren mal frequentiert wurde. Es wird sicher auch noch ein paar andere gegeben haben, sind aber bei mir in Vergessenheit geraten. Als Matrosen hat man sich andere Ziele gesucht. Beispielsweise die Kogge,urig! Selten in Gehlsdorf den Lindenhof, genannt auch der "dicke Pi….", warum auch immer. Los war dort meistens was. Da kehrten auch die Jungens von der Volks marine ein. Es gab öfter mal Zoff. In dem Zusammenhang fällt mir noch eine andere Story ein. Mit zwei andere Kumpel war ich während der Hafenliegezeit im D - Zug Richtung Sachsen unterwegs. Mit uns im Abteil saßen noch zwei junge Frauen, sowie zwei Jungens der Volksmarine in ihren schicken Uniformen. Diese waren ziemlich laut im erzählen, was es auf ihrem Schiff so für Abenteuer zu erleben gab und wie schick die Seefahrt überhaupt ist. Die Augen der Mädels hingen wie gebannt an den Lippen der Mollis. Irgendwann hatten wir drei genug von dem Geschwafel und stellten voll " Bewunderung "an die Jungens Fragen über die Seefahrt im Allgemeinen. Jetzt kamen die in Höchstform und klärten uns über das ganze Geschehen auf den Weltmeeren auf. Als wir sie fragten, ob sie auch mal aus der Ostsee rauskämen sagten sie; ja, manchmal, dann fahren sie auch Fischereibegleitschutz bis in die Nordsee! Das war unser Stichwort. Wir zogen unsere Seefahrtsbücher raus und fragten, ob das bekannt ist. Dann erwähnten wir noch, daß uns Fischereibegleitschutz noch nie über den Weg gelaufen ist. Auf der weiteren Zugfahrt waren die Blauen Jungs dann äußerst einsilbig. Manchmal beehrten wir auch die eine oder die andere Bar mit unserem Besuch. Mir fallen da die Terassenbar, der Trocadero und die Storchenbar in der Lange Straße ein. Am allerschönsten war es aber im HdH, unserem Haus der Hochseefischer. Dort traf man immer Bekannte, die auch gerade an Land waren. Das HdH war auchder Ausgangspunkt für andere Unternehmungen. Häufig gab es Kulturprogramme im Haus. Ich erinnere mich an einen Abend mit Manfred Krug. Ein anderes Mal sahen wir eine wunderbare norwegische Beatband, welche eine gute Musik machten. Mit zwei Kollegen wollten wir anschließend ein Autogrammbild von der Truppe erbitten, aber die hatten keine. Dann erfuhren wir, das die Band noch in der Storchenbar gastiert und gingen dort hin. In der Früh, beim nach Hause wackeln, sahen wir unten am Gebäude einen Schaukasten mit einigen Bildern der Norweger. Wir warteten, bis die Luft rein war, brachen den Kasten auf, verschwanden in der Dunkelheit und hatten doch noch unsere gewünschten Bilder. Aus heutiger Sicht verwerflich, aber wir fanden es damals geil. Erwähnenswert war noch der Basar am Rostocker Stadthafen. Dort konnten wir unsere " Devisen " einlösen. Man bekam pro Seetag 0,20 Pfennige . Also in 100 Seetagen stand der stolze Betrag von 20,- Mark zur Verfügung. Darüber bekam man eine Bescheinigung und konnte den Zettel im Basar einlösen; Eintritt nur mit Seefahrtsbuch. Ich erinnere mich, daß die Stange HB 4,90 Mark unddie Stange Astor 5,60 Mark gekostet haben. Also bin ich in dem Fall mit drei Stangen Zigaretten und für den Rest Kaugummis abgezogen. Natürlich ist in der Zeit noch viel mehr passiert. Beispielsweise sind wir zu viert mal in einen Frisörladen gezogen und haben uns aus geigel die Haare schwarz färben lasse. Bei mir ging es noch, aber von den drei anderen waren zwei hellblond, der dritte rothaarig! Schadensbegrenzung - Vollglatze!